Teufelspakt und Große Koalition

Veröffentlicht am 08.02.2015 in Presseecho

aus: Backnanger Kreiszeitung v. 3.2.2015

Hestler über mögliche Zusammenarbeit mit Wolf: Die SPD kennt das Schicksal von Rotkäppchen

Wer bei einer Veranstaltung die Begrüßung und die Vorstellung des Referenten übernimmt, der spricht üblicherweise fünf oder maximal zehn Minuten. Beim Lichtmessempfang der SPD ist dies traditionell anders. Jürgen Hestler läuft bei dieser Gelegenheit regelmäßig zur Hochform auf und stiehlt dem Hauptredner zuweilen sogar die Show.


Von Matthias Nothstein


WEISSACH IM TAL. In diesem Jahr fand der 13. Lichtmessempfang der Sozialdemokraten ausgerechnet am Vorabend des Tages Lichtmess statt. Laut Hestler machen sich in diesen Stunden überall Hexen und Gnome auf, um an geheimen Tanzplätzen ihren Hexensabbat zu feiern. „Immer dabei ist der Teufel. Bei den orgiastischen Versammlungen vereinigen sich die Hexen dieser Welt mit dem Teufel und erneuern ihren Teufelspakt.“

Nun würden viele jedoch meinen, der Teufelspakt sei eine andere Bezeichnung für den Koalitionsvertrag für die nächste Große Koalition hier im Land. Hestler schalt dies mit süffisantem Unterton einen Irrglauben. „Die CDU hat ihren Teufel schon längst aufs Altenteil geschickt, der neue Teufel heißt Wolf.“ Unter dem Gelächter der zahlreichen Lichtmess-Besucher sagte Hestler mit getragener Stimme: „Und die SPD kennt das Schicksal von Rotkäppchen.“

 


 


Für viele Menschen hier in der Region kann laut Hestler nur das Gewann Zollstock-Springstein – „was für ein entlarvender Name“ – am Gemarkungseck zwischen Backnang, Auenwald, Oppenweiler, Sulzbach und Murrhardt der geheime Hexentanzplatz sein. Weil dort Energiegenossenschaften und Stadtwerke den Bau von sechs Windrädern planen, malte der SPD-Kreisvorsitzende in ironischer Weise und in den tollsten Farben ein Hexensabbat-Szenario: „Wahrscheinlich umkreisen heute Abend rote Milane den Platz, Fledermäuse sonaren durch die Lüfte, Gelbbauchunken verlassen ihren Tümpel am Trailhof und Feuerfalter lassen das Gelände in einem fahlen Licht erscheinen. Irrlichter zeichnen sex Hexentürme an Firmament und die von Flugsalben beflügelten Hexen auf ihren astgabeligen Besen fluchen Schadenszauber über die Dächer der angrenzenden Dörfer. Der Teufel ist da. Seine Gestalt ist ein Geheimnis. Oft wird er auch nur an die Wand gemalt.“

 

 

Hexen verkörpern Aufbruch und Apokalypse zugleich, philosophierte der Kreisvorsitzende weiter. Sie sind Grenzwesen, blicken auf beide Seiten, auf das Diesseits und das Jenseits. Weil sie besondere Kenntnisse erworben haben, sind sie auch schnell verdächtig. Und sie sind schnell schuldig für alles Ungemach und Unheil. „Hexenwahn und Antisemitismus mischten sich zu einem gefährlichen Meinungsmix – früher sagte man noch Volksglaube. „Heute heißt das ,wir sind das Volk‘ – und dieser mediale Mainstream mündet in Fremdenfeindlichkeit, Hexenverfolgung und Judenpogromen.“

 

Hestler beantwortete die Frage gleich selbst, was man dagegen tun könne: „Lichtmess feiern. Das ist heute ein Freudenfest, ein Fest der Zukunftsstrategien, auch ein christliches Fest und ein Fest der kleinen Leute. Also durch und durch ein sozialdemokratisches Fest.“

Für Hestler steht der Festredner Kurt Beck für Verlässlichkeit und Ehrlichkeit. Wenn der Name des früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und SPD-Vorsitzenden genannt wird, „fallen meist Begriffe wie bodenständig, menschlich, sozial engagiert, bürgernah und glaubwürdig“. Beck schmunzelte über diese sympathische Vorstellung. Knitz sagte er: „Das war des Lobes zu viel. Aber man hört’s halt immer wieder gern.“

Mit einem solch gestärkten Rücken kam der altgediente Sozialdemokrat auch nicht ins Schleudern, als mitten in seinem Vortrag einige Ehrengäste aus der ersten Reihe plötzlich aufstanden und die Sitzmulde verließen. Es waren die Bürgermeister von Weissach im Tal, Sulzbach an der Murr und Althütte, die sich auf den Weg machten, ihrem Amtskollegen Ralf Wörner zu gratulieren. Eineinhalb Stunden nach dem Beginn der Veranstaltung war es an der Zeit für den Gang ins Allmersbacher Rathaus. Eigentlich hätte da die Festrede auch schon zu Ende sein können. Eigentlich...

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