SPD geht mit Gruber ins Rennen -Nominierungsversammlung wählt den 47-Jährigen mit 96,5 Prozent zum Landtagskandidaten

Veröffentlicht am 26.07.2010 in Kreisverband

Die Sozialdemokraten im Wahlkreis Backnang gehen mit großer Zuversicht in die Landtagswahl 2011. Seit langer Zeit haben sie erstmals wieder realistische Chancen, einen Abgeordneten nach Stuttgart zu entsenden. Wenn das gelingt, dann wird dies Gernot Gruber sein. Er wurde von der Nominierungsversammlung in überzeugender Weise gewählt.

Von Matthias Nothstein
BACKNANG. 57 stimmberechtigte Parteigenossen waren am Dienstagabend im Awo-Keller versammelt, 55 von ihnen machten hinter dem Namen von Gernot Gruber ihr Kreuzchen. Das sind stolze 96,5 Prozent. Nur zwei Genossen verweigerten dem 47-Jährigen ihr Vertrauen. Zur Ersatzkandidatin wurde Sonja Pauli gewählt. Die 48-jährige Aspacherin erhielt 49 Ja-Stimmen, 3 Delegierte enthielten sich, 5 stimmten mit Nein.
In den vergangenen Monaten war nicht zuletzt auf Initiative des SPD-Kreisvorsitzenden und früheren Landtagskandidaten Jürgen Hestler aus Weissach im Tal das Wahlrecht geändert worden. Bisher, als die absolute Stimmenzahl als Maßstab für die Verteilung der Landtagssitze herangezogen wurde, hatte die SPD im relativ kleinen Wahlkreis Backnang keine Chance, neben dem CDU-Platzhirsch einen Abgeordneten nach Stuttgart zu schicken. Nun gibt der erreichte Prozentsatz der Kandidaten den Ausschlag. Und da sich das Ergebnis der Kreisgenossen bislang im Landesvergleich immer sehen lassen konnte, sprach Sitzungsleiter Hestler nun von einem aussichtsreichen Kandidaten. Auch Backnangs SPD-Mann in Berlin, Christian Lange, zeigte sich sehr zuversichtlich. Er schwärmte vom starken Rückenwind aus der Hauptstadt. Dieser resultiere vom Erosionsprozess innerhalb der CDU und „dem Vertrauensverlust ungeheuren Ausmaßes innerhalb der Koalition“. Zwei Ziele listete er auf. Erstens: Nach 34 Jahren endlich wieder einmal einen SPD-Landtagsabgeordneten zu stellen. Zweitens: Die schwarz-gelbe Regierung in Berlin zu kippen.
Nachdem Hestler mit bemerkenswerter Geschwindigkeit durch die zahlreichen, notwendigen Formalien der Nominierungskonferenz galoppiert war, und nachdem die Versammlung Gernot Gruber diskussionslos zum Kandidaten erkoren hatte, stellte der frisch gewählte, neue Hoffnungsträger der Murr-Sozialdemokraten sich und seine Ziele vor. Er erinnerte an „das sensationelle Wahlergebnis“ seines Vaters Giselher Gruber, der 1972 als vorerst letzter SPD-Abgeordneter mit 38,8 Prozent der Stimmen in den Landtag gewählt worden war. Für die Erwähnung des guten Wahlergebnisses erntete der sportliche Kandidat den Zwischenruf: „Da woisch, wo d’ Latte liegt.“
Die seitherigen Misserfolge der SPD im Wahlkreis hatten einen Grund. Gruber benannte diese ungeschminkt. So habe die Kreisreform den Wahlkreis Backnang innerhalb der Rems-Murr-Kreisgrenzen verkleinert und „stark benachteiligt“. Gruber klagte: „Obwohl mein Vater und Zweitkandidat Walter Ortloff bei der nächsten Wahl wieder ein starkes Ergebnis deutlich über dem Landesschnitt holten, blieb unser Wahlkreis seit nunmehr 34 Jahren ohne zweiten Landtagsabgeordneten, während andere Wahlkreise zwei, drei oder gar vier Abgeordnete stellten. Wir waren fast ohne Chance.“ Und das, obwohl die SPD mit Professor Rudi Gehring, Rudi Wohlfarth, Jürgen Hestler, Gislind Gruber-Seibold, Eric Bachert und Siglinde Lohrmann „erstklassiges Personal aufgeboten“ hatte. Gruber kündigte an, sich für den Wahlkreis und seine Menschen ins Zeug zu legen und sich für ein gerechteres Land einzusetzen, „das seinen Kindern Bildungschancen gibt, die Umwelt schützt und endlich mal wieder demokratisch durchgelüftet wird“.
Eine Liste mit zehn Punkten führte er an. Punkte, die ihm besonders am Herzen liegen. Etwa eine gerechtere Gesellschaft mit fairen Löhnen, regenerative Energien statt Atomkraft, ein effizienter öffentlicher Nahverkehr samt einer S-Bahn-Verbindung Backnang/Marbach, schnelles Internet im ganzen Wahlkreis und einen freien Zugang zu Wissen und Bildung. „Zusammenfassend würde ich mich als grünen Roten mit einem Hang zu schwarzen Zahlen beschreiben. Ein schwäbischer Sozialdemokrat, dem Umwelt- und Klimaschutz und der soziale Zusammenhalt am Herzen liegt.“
Der Anfang des Projekts Landtag ist gemacht. Und er ist gelungen. Das zeigt der Zuspruch. Weit mehr als 60 Besucher waren in den Awo-Keller gekommen, davon können andere Parteien nur träumen.

aus: Backnanger Kreiszeitung v. 22.7.2010

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