Die SPD-Rems-Murr will eine permanente Fortschrittswerkstatt auf Kreisebene einrichten, Dies ist das Ergebnis einer Wahlnachlese auf dem Kreisparteitag am 8. April 2011 in Schorndorf.
Die SPD-Rems-Murr will eine permanente Fortschrittswerkstatt auf Kreisebene einrichten, Dies ist das Ergebnis einer Wahlnachlese auf dem Kreisparteitag am 8. April 2011 in Schorndorf.
„Wir sollten zwischen den nackten Zahlen –die SPD hat ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten eingefahren – und den hormongesteuerten Gefühlen der rot-grünen Liebesheirat unterscheiden. Wir brauchen sozusagen eine Schlichtung zwischen Realität und Gefühl. Sonst landen wir auf dem Hosenboden“, so der SPD-Kreisvorsitzende Jürgen Hestler.
Er sieht in der künftigen Regierungsbeteiligung eine Riesenchance: „Wir können mit attraktiven Zielen, einem attraktiven Fahrplan und mit einem kundenorientierten Angebot die Fahrgastzahlen auf der sozialdemokratisch-schwäbischen Eisenbahn wieder steigern.“ „Denn“, so der SPD-Kreischef weiter, „wir steuern zwar die Bürger mit viel Aufwand an, es steigen aber immer weniger ein. Viele sind gar nicht mehr da, wo wir sie vermutet haben. Sie haben einfach das Milieu gewechselt. Ohne uns Bescheid zu geben“.
Quasi zur Eröffnung der Fortschrittswerkstatt hatte die Kreis-SPD einen Experten eingeladen, der dem Kunden, sprich dem Wähler berufsmäßig aufs Maul schaut:
Eric Flügge, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sinus-Institut mit den Schwerpunktfeldern Jugend-, Migrations- und Politikforschung.
Sein vorgegebenes Thema: "Wie ticken die Deutschen und was heißt das für die SPD?" - die Wertewelten der deutschen Bevölkerung als Grundlage für eine inhaltliche und strategische Weiterentwicklung der SPD.
Sein Ansatz: Die Gesellschaft werde nach sozialer Lage und Werteorientierung in soziale Gruppen gegliedert (Milieus). Die Milieus und ihre Bedeutung änderten sich nur langsam (10 Jahre). Auch die individuelle Werteorientierung, Lebensstil und die Zugehörigkeit zu einem sozialen Milieu veränderten sich in der Regel nicht. Das politische Bewusstsein und das Wahlverhalten sei geprägt durch das soziale Milieu.
Seine Hauptthese: Die SPD habe ihr Kernmilieu weitgehend verloren. Sie sei besonders schlecht im modernen C-Milieu. Damit meint die Sinus-Milieustudie moderne Performer, Adaptive Pragmatiker, Hedonistische und Expeditive. In der Normalsprache sind damit die effizienzorientierte Leistungselite, die spaßorientierte moderne Unter- und Mittelschicht, die stark individualistische intellektuelle Avantgarde und die mobile und zielstrebige junge Mitte der Gesellschaft gemeint.
„Wenn die SPD Volkspartei bleiben will, muss sie den Spagat zwischen mehreren Milieus schaffen. Sie muss sich in der Kommunikation, in der Ansprache und im Personal dem C-Milieu öffnen“, so Eric Flügge. Durch klassische Politikformen wie Info-Stand, Podiumsdiskussion und Parteitagsrhetorik könne man das C-Milieu nicht erreichen. „Die Grünen machen uns vor wie man milieuübergreifend bei den Leuten ankommen kann“, so der Sinus-Mitarbeiter.
„Wir müssen in einem ersten Schritt erkennen, wie unsere politischen Botschaften auf unterschiedliche soziale Milieus wirken. Wir müssen dann in einem zweiten Schritt prüfen, ob wir mit unserem Politikangebot noch auf der Höhe der Zeit sind und dann unter Umständen nachjustieren, unser Angebot upgraden. Das kann aber nicht heißen, dass wir unsere sozialdemokratischen Grundsätze über Bord werfen. Aber vielleicht müssen wir Fortschritt künftig neu definieren. Und genau dies soll unsere Fortschrittswerkstatt leisten“, so der Kreisvorsitzende Jürgen Hestler in seinem Parteitagsfazit.
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